Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
Geschlecht (WdK): koedukativ
A. Aus dem religiös-sittlichen Leben.
Gott grüße dich! kein anderer Gruß
Gleicht dem an Innigkeit.
Gott grüße dich! kein anderer Gruß
Paßt so zu aller Zeit.
Gott grüße dich! wenn dieser Gruß
So recht vom Herzen geht,
Gilt bei dem lieben Gott der Gruß
So viel wie ein Gebet.
I. Sturm.
a. Eltern-, Kindes- und Geschwisterliebe.
1. Die gute Mutier.
Im Jahre 1796, als das französische Heer nach dem Rückzüge aus
Deutschland jenseits am Rheine lag, sehnte sich eine Mutter in der Schweiz
nach ihrem Sohne, der bei dem Heere war, und von dem sie lange nichts
erfahren hatte. „Er muß bei der Rheinarmee sein," sagte sie, „und der
liebe Gott, der ihn mir gegeben hat, wird mich zu ihm führen," und als
sie auf dem Postwagen zunl St. Johannisthor aus Basel heraus in den
Sundgau gekommen war, treuherzig und redselig, wie alle Gemüter sind,
die Teilnahme und Hoffnung bedürfen, erzählte sie ihren Reisegefährten
bald, was sie auf den Weg getrieben hatte. „Find' ich ihn in Kolmar
nicht, so geh' ich nach Straßburg; find' ich ihn in Straßburg nicht, so
geh' ich nach Mainz." Die anderen sagten das und jenes dazu, und einer
fragte sie: „Was ist denn Euer Sohn bei der Armee? Major?" Da
wurde sie fast verschämt in ihrem Inwendigen. Denn sie dachte, er könnte
wohl Major sein oder so etwas, weil er immer brav war; aber sie wußte
es nicht. „Wenn ich ihn nur finde," sagte sie, „so darf er auch etwas
weniger sein; denn er ist mein Sohn."
Zwei Stunden von Kolmar aber, als schon die Sonne sich zu den
Elsässer Bergen neigte, die Hirten heimtrieben und die Kamine in den
Dörfern rauchten, sahen sie, wie die Soldaten in dem Lager nicht weit
von der Straße haufenweise mit dem Gewehr beim Fuß standen, die
Generale und Obersten aber vor dem Lager niiteinander sich unterredeten
und eine dabei stehende junge Frau von feiner Bildung auf ihren Armen
ein Kind wiegte. Die Frau im Postwagen sagte: „Das ist auch keine
gemeine Person, da sie nahe bei den Herren steht. Was gilt's, der, welcher
mit ihr redet, ist ihr Mann." Der geneigte Leser fängt bereits an,
etwas zu merken; aber die Frau im Postwagen merkte noch nichts. Ihr
Mutterherz hatte noch keine Ahnung, so nahe sie an ihm vorbeigefahren
war; sondern bis nach Kolmar hinein war sie still und redete nimmer.
In der Stadt im Wirtshaus, wo schon eine Gesellschaft an der Mahlzeit
saß und die Reisegefährten sich auch noch hinsetzten, da war ihr Herz erst
recht zwischen Bangigkeit und Hoffnung eingeengt, da sie ja jetzt erfahren
Schürmann u. Windmvller, Lebr-u. Leseb. f. Fortbildungs-u. Gewerbesch. I. B. 1
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief]]
Extrahierte Personennamen: Johannisthor Kolmar
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rheine Basel Straßburg Straßburg Mainz Wirtshaus
222
5. Der Rhein.
durch eine einzige Stromschnelle weit ab von der Mündung unterbrochen.
Seine große Bedeutung erhellt auch aus den vielen Ansiedelungen an
seinen Ufern. Er ist der städtereichste Fluß der Welt. Ja, das Be-
dürfnis nach einer Ansiedelung im Rheingebiet ist so groß gewesen, daß
eine zweite ebenso große Städtekette in seiner Nähe sich gebildet hat, wie
Straßburg, Freiburg re., und das sind Städte von gutem Klange.
± Mit dem greifbaren Nutzen, den der Rhein bringt als eine treffliche
Vcrkehrsstraße für ganz Westdeutschland, streitet die Schönheit des
Stromes und seiner Umgebung um den Preis. Die klare, grüne Flut,
vielfach bedeckt von Kähnen und Schiffen, umkränzt von Rebenhügeln,
schön bewaldeten Berghöhen mit Schlössern und Burgen, umgeben von
vielen freundlichen Dörfern und reichen Städten mit hochragenden Zinnen
und Domen, dazu die Fülle von Sagen und geschichtlichen Begeben-
heiten, die sich an diese Orte knüpfen, üben sozusagen einen Zauber
aus auf alle, die für die Reize der Natur und die Kunde der Vorzeit
empfänglich sind.
Da ist fast keine Stelle, an der nicht die Sage weilte. Von großen
Königen und tapferen Helden, von holden Jungfrauen und schrecklichen
Drachen, von guten und bösen Geistern weiß dir ihr Mund zu melden
und Berg und Thal, Burgen und Kirchen, Städte und Dörfer in ihre
Dichtung zu verweben. In Worms glänzte der kühne Siegfried mit
den Nibelungen am Hofe der Burgunden in allen ritterlichen Thaten,
bis er meuchlings erschlagen ward. Wer kennt nicht die Sagen vom
Mäuseturm bei Bingen und von der Lorelei mit dem goldenen Haar?
Auch Karls des Großen Heldengestalt trat an vielen Orten des Rhein-
landes auf; in Ingelheim hatte er seinen Palast; in Rüdesheim,
in Frankfurt, Köln, Aachen weilte er gern. In alter und neuer Zeit
hat sich am Rheine Großes begeben. Er fah den römischen Cäsar, den
Schwedenkönig, den französischen Kaiser und den Marschall Vorwärts
mit Heereszügen über sich schreiten. Von den römischen Kolonien am
Rheine breitete sich das Christentum und höhere Bildung über die
Nachbarlande aus, und die Geschicke von Deutschland wurden oftmals
an seinen Ufern entschieden.
Von drei Stufen senkt sich der Rhein in seinem Laufe zum Meere
herab. Der Hochrhein beginnt fast im Herzen der Schweiz. Gegen
300 Gletscher senden ihm aus den Felsgalerien des Eises und Schnees
ihre vollen, tobenden Gewässer zu. Raschen Laufes stürzen diese über
graue Felsblöcke und schwarze Schlünde und läutern sich in etwa
15 kleinen Seen, die noch in dem oberen Stockwerk der Alpen liegen,
wo nur der Schrei des Adlers und der Donner der Lawinen die
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Personennamen: Siegfried Siegfried Karls Cäsar
8. Eine Arbeilerstadt im Elsaß.
227
8tadt jenes Gepräge ausgedrückt, das 8ì6 heute noch kennzeichnet
und ihren Namen diesseits und jenseits der Vogesen nicht nur,
sondern auf beiden Seiten des Ozeans zu einem geläufigen
gemacht hat. Gleich einem Mastenwalde umgeben riesige Dampf-
schlöte den am Flusse sich hinziehenden Häuserkern und ver-
künden mit den vielfensterigen, vier und fünf Stockwerke hohen,
einförmigen Vorderseiten der Gebäude dem Ankömmling, dass
er sich einem Mittelpunkte moderner Betriebsamkeit nähert.
Dass solch eine ausserordentliche gewerbliche Thätigkeit
nicht ohne mancherlei soziale Übelstände blieb, die mit dem
Fabrikwesen im allgemeinen verbunden zu sein pflegen, lässt
sich leicht ermessen. Zu Tausenden strömten fort und fort aus
Deutschland, aus der Schweiz und mehr noch aus Frankreich
die Arbeiter nach Mülhausen, und es trat neben anderen Gefahren
zunächst empfindliche Not an Wohnungen auf. In engen,
dumpfen, ungesunden Gelassen musste sich meist mehr als eine
Arbeiterfamilie, Männer, Frauen und Kinder, zusammenpferchen
und überdies für die unzulänglichen Quartiere von Jahr zu Jahr
gesteigerte, ganz unverhältnismässig hohe Mietpreise bezahlen.
Da kam endlich Hilfe von seiten einer bereits vor einem halben
Jahrhundert in Mülhausen gegründeten gemeinnützigen Gesell-
schaft, die sich nicht allein durch Hebung der gewerblichen
Thätigkeit der Stadt, sondern auch durch ihre mannigfachen
Bemühungen zur Verbesserung der Arbeiterverhältnisse schon
viele Verdienste erworben hatte. Die „Gesellschaft für In-
dustrie“ unternahm es, mit einem ihr unverhofft gewährten
staatlichen Beitrage von 300000 Frs. eine Anzahl zweckmässiger
Arbeiterwohnungen zu erbauen, die binnen kurzer Zeit zu
einer völligen „Arbeiterstadt“ von mehr als tausend Häusern
anwuchsen, jene grösste Sehenswürdigkeit Mülhausens, welche
als ein in der That in ihren Anlagen wie in ihren Folgen be-
wundernswertes Unternehmen das allgemeinste Interesse heraus-
fordert.
Jeder Arbeiterfamilie sollte wo möglich der Genuss einer
eigenen, getrennt liegenden Wohnung nebst dazu gehörigem
Hofe oder Gärtchen gewährt werden — das war der schöne,
menschenfreundliche Plan, von welchem die im Juni 1853 zu-
sammengetretenen Aktionäre des Unternehmens ausgingen , und
den sie mit einem Anlagekapitale von einer Million Franken
.auch zur glücklichsten Ausführung brachten, wesentlich unter
15*
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Extrahierte Ortsnamen: Elsaß Deutschland Frankreich Mülhausen Mülhausen
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
Geschlecht (WdK): koedukativ
380
Xiii. Vaterland und Volkstum.
240 (257). Bedeutung der deutschen Flüsse und Kanäle
für die Schiffahrt.
1. Die Flüsse. Die deutschen Flüsse sind sehr ebenmäßig über
das Land verteilt. Die fünf parallelen Ströme Rhein, Weser, Elbe,
Oder und Weichsel halten sich in großer Gleichmäßigkeit etwa 170 km
voneinander entfernt, so daß keine Gegend benachteiligt wird. Am
günstigsten ist freilich Norddeutschland bedacht, denn rrach der Tiefebene
drängt naturgemäß alles vom höheren Süden kommende Wasser.
Hier haben die Ströme deshalb ihren wasserreichen Unterlans, und
hier auch entfaltet sich ein ausgedehntes Netz von Nebenflüssen, die
infolge ihres ruhigen Laufes fast alle der Schiffahrt dienstbar werden.
Süddeutschland hat außer der Längsader des Rheins zwei Querflüsse,
die parallel zwar, aber in entgegengesetzter Richtung das Land durch-
ziehen, Main und Dolmu.
Eine außerordentlich günstige Wasserstraße bildet der Rhein.
Von größter Wichtigkeit ist er besonders für Süddeutschland, da er
der einzige Fluß ist, der diesem Teil Deutschlands den Zugang zur
Nordsee erschließt. Vor den übrigen Strömen Deutschlands hat er
besonders noch zwei Vorzüge: er hat als Alpenfluß einen mehr gleich-
mäßigen Wasserstand, und er wird infolge der milderen Winter des
Westens kürzere Zeit vom Eise gefesselt. Ungünstig dagegen ist es,
daß er seine Mündung in einem fremden Lande hat, doch wird dieser
Umstand dadurch etwas gemildert, daß das kleine Holland von Deutsch-
land wirtschaftlich sehr abhängig ist. — Ursprünglich bot der Rhein
der Schiffahrt manches Hindernis. In der oberrheinischen Tiefebene,
bis wohin er viel Geröll nnb Sand mitführt, teilt er sich in eine
große Zahl seichter Arme, von denen keiner sich zur Schiffahrt eignete;
man mußte deshalb ganze Strecken kanalisieren. Bei Bingen, beim
Loreleifelsen und an anderen Stellen brausten mächtige Strudel, er-
zeugt durch Felsenriffe. Erst nachdem diese durch Sprengungen be-
seitigt wurden, ist auch die Strecke von Bingen bis zur Tiefebene eine
gesicherte Fahrstraße. Größere Schiffe können bis Mainz, kleinere
bis Straßbnrg gelangen, während die Kahnfahrt sich bis an den
Rheinfall erstreckt. Die deutsche Rheinstrecke wird von reichlich 3000
Schiffen, darunter 300 Dampfern, mit einer Tragfähigkeit
von etwa 600000 Tonnen, befahren.
Bei weiten: übertroffen wird sein Verkehr durch denjenigen der
Elbe, auf der alljährlich über 10000 Schiffe, davon
500 Dampfer, mit einer Tragfähigkeit von 1 Million Tonnen
verkehren. Sie hat eben den Vorzug, daß sie die Mitte Deutschlands
durchquert, daß ihre Mündung in Deutschland liegt, und daß die
Reichshauptstadt in ihren Bereich fällt. Auch ist sie der Fluß, den
Österreich als Wasserweg zum Özean benutzt. — Große Fluß-
schiffe gelangen bis Magdeburg, kleinere bis weit ins Böhmische hinein.
Die Weser bleibt hinter diesen beiden Hauptadern weit zurück;
ihr Verkehr betrügt nur 1/2q des Elbverkehrs. Begründet ist das zu-
nächst in der kürzeren Laufstrecke, außerdem aber auch darin, daß die
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Norddeutschland Rheins Main Rhein Deutschlands Nordsee Deutschlands Rhein Mainz Deutschlands Deutschland Magdeburg
144. Der Rhein.
217
Stromes und seiner Umgebung um den Preis. Die klare, grüne Flut,
vielfach bedeckt von Kähnen und Schiffen, umkränzt von Nebenhügeln,
schön bewaldeten Berghöhen mit Schlössern und Burgen, umgeben von
vielen freundlichen Dörfern und reichen Städten mit hochragenden Zinnen
und Domen, dazu die Fülle von Sagen und geschichtlichen Begeben-
heiten, die sich an diese Orte knüpfen, üben sozusagen einen Zauber
aus auf alle, die für die Reize der Natur und die Kunde der Vorzeit
empfänglich sind.
Da ist fast keine Stelle, an der nicht die Sage weilte. Von großen
Königen und tapferen Helden, von holden Jungfrauen und schrecklichen
Drachen, von guten und bösen Geistern weiß dir ihr Mund zu melden
und Berg und Tal, Burgen und Kirchen, Städte und Dörfer in ihre
Dichtung zu verweben. In Worms glänzte der kühne Siegfried mit
den Nibelungen am Hofe der Bnrgunden in allen ritterlichen Taten,
bis er meuchlings erschlagen ward. Wer kennt nicht die Sagen vom
Mäuseturm bei Bingen und von der Lorelei mit dem goldenen Haar?
Auch Karls des Großen Heldengestalt trat an vielen Orten des Rhein-
landes auf; in Ingelheim hatte er seinen Palast; in Rü des he im,
in Frankfurt, Köln, Aachen weilte er gern. In alter und neuer Zeit
hat sich am Rheine Großes begeben. Er sah den römischen Cäsar, den
Schwedenkönig, den französischen Kaiser und den Marschall Vorwärts
mit Heereszügen über sich schreiten. Von den römischen Kolonien am
Rheine breitete sich das Christentum und höhere Bildung über die Nach-
barlande aus und die Geschicke von Deutschland wurden oftmals an
seinen Ufern entschieden.
Von drei Stufen senkt sich der Rhein in seinem Laufe zum Meere
herab. Der Hochrhein beginnt fast im Herzen der Schweiz. Gegen
300 Gletscher senden ihm aus den Felsgalerien des Eises und Schnees
ihre vollen, tobenden Gewässer zu. Raschen Laufes stürzen diese über
graue Felsblöcke und schwarze Schlünde und läutern sich in etwa
15 kleinen Seen, die noch in dem oberen Stockwerk der Alpen liegen,
wo nur der Schrei des Adlers und der Donner der Lawinen die
schaurige Stille unterbricht. Später in einem Bette vereint, eilen sie
den tieferen Tälern der Alpen zu. Immer reicher wied der Schmuck
der Gegend, immer belebter Ufer und Wasser. Statt bei' Eiskronen, der
Gletscherme-ere und Schneehörner erscheint der bunte Teppich der Matten.
Zahlreiche Ortschaften liegen an beiden Armen; bei Reichenau vereinen
sich diese.
Eine der merkwürdigsten Stellen am Hinterrchein ist die Via maln,
durch welche südwärts der Weg zu den Alpenstraßen des Splügen und
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T41: [König Siegfried Held Hagen Mann Günther Frau Gudrun Kriemhild Tod], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
Extrahierte Personennamen: Siegfried Siegfried Karls Cäsar
112
68. Die gute Mutter.
war und von dem sie lange nichts erfahren hatte, und ihr Herz
hatte keine Ruhe mehr. »Er muß bei der Rheinarmee sein,«
sagte sie, »und der liebe Gott, der ihn mir gegeben hat, wird
mich zu ihm führen.« — Und als sie auf dem Postwagen zum
St. Johannistor in Basel heraus und an den Rebhäusern vorbei
ins Sundgau gekommen war, treuherzig und redselig, wie alle
Gemüter sind, die Teilnahme und Hoffnung bedürfen, und die
Schweizer ohnedem, erzählte sie ihren Reisegefährten bald, was
sie auf den Weg getrieben hatte. »Find’ ich ihn in Colmar nicht,
so geh’ ich nach Straßburg; find’ ich ihn in Straßburg nicht, so
geh’ ich nach Mainz.« — Die anderen fragten dies und jenes und
einer fragte sie: »Was ist denn Euer Sohn bei der Armee? Major?«
— Da wurde sie fast verschämt in ihrem Innern; denn sie dachte,
er könne wohl Major sein oder so etwas, weil er immer brav
war; aber sie wußte es nicht. »Wenn ich ihn nur finde,« sagte
sie, »so darf er auch etwas weniger sein; denn er ist mein Sohn.«
— Zwei Stunden jenseits Colmar aber, als schon die Sonne sich
zu den Elsässer Bergen neigte, die Hirten ihr Vieh heimtrieben,
die Kamine rauchten in den Dörfern, die Soldaten in dem Lager
nicht weit von der Straße standen, haufenweise mit dem Gewehre
bei Fuß, und die Generale und Obersten vor dem Lager beisammen-
standen und miteinander sprachen, stand auch eine junge weiß
gekleidete Frau von feiner Bildung dabei und wiegte auf ihren
Armen ein Kind. Die Frau im Postwagen sagte: »Das ist auch
keine gemeine Frau, die so nahe bei den Herren steht. Was
gilt’s? der, welcher mit ihr spricht, ist ihr Mann!« — Der ge-
neigte Leser fängt allbereits an etwas zu merken; aber die Frau
im Postwagen merkte noch nichts. Ihr Mutterherz hatte noch
keine Ahnung, so nahe sie auch am Rechten vorbeigefahren war,
sondern bis nach Colmar hinein war sie still und sprach nichts.
In der Stadt im Wirtshause, wo schon eine Gesellschaft an der
Mahlzeit saß und die Reisegefährten sich auch setzten, wo noch
Platz war, da war ihr Herz erst recht zwischen Bangigkeit und
Hoffnung eingeengt, daß sie jetzt etwas von ihrem' Sohne er-
fahren könnte, ob ihn niemand kenne und ob er noch lebe und
ob er etwas sei, und hatte doch den Mut fast nicht zu fragen.
Denn es gehört Herz dazu eine Frage zu tun, wo man das Ja
so gerne hören möchte und das Nein doch möglich ist. Auch
meinte sie, jedermann merke es, daß es ihr Sohn sei, nach dem
sie frage, und daß sie hoffe, er sei etwas geworden. Endlich
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde?
Geschlecht (WdK): koedukativ
28
f
21. Eine Jährt auf dem Rheine von Main; bis nach Bonn.
Es ist ein schöner Sommermorgen. Sonntagsstimmung liegt über
der Stadt Mainz, wo wir den Dampfer besteigen. Das dritte Glocken-
fignal ertönt. Der Kapitän ruft durchs Sprachrohr in den Maschinen-
ranm hinab. Die Dampfpfeife antwortet zum Zeichen, daß der Ruf
verstanden worden ist. Und schon setzen sich die Schaufelräder in Be-
wegung. Langsam treiben wir vom Lande. Leb' wohl, goldenes Mainz,
du Stadt Gutenbergs, mtt dem stattlichen Dome! Wie ein Doppelposten
stehst du nebst deinem Kastell auf der Wacht am Rhein. Wir lehnen
uns an die Brustwehr des Schiffes und fteuen uns des köstlichen Anblicks.
bis wieder ihr des Himmels Blau,
das Grün der Reben und der Buchen,
des Wassers Glanz, der Felsen Grau
noch einmal so beisammen findet,
wie's hier in farbenreicher Pracht
zum vollen Einklang sich verbindet
und lockend euch entgegenlacht."
Doch jetzt die Augen rechts! Dort oben auf luftiger Bergeshöh«
grüßt Schloß Johannisberg hernieder. Vom Strome bis zum
Schloß hinauf stehen auf den Terrassen die edelsten Rebstöcke. Hier bietet
Vater Rhein das kostbarste Rheingold im Pokale, den Johannisberger.
Auch die Pfirsiche, die edle Kastanie reifen unter dem milden Himmel
des Rheingaus, und der Walnußbaum liefert köstliche Ernten.
Bald folgt Rüdesheim auf derselben Sette. Berglehne an Berg-
lehne ist mtt Weinlaub bedeckt. Darüber hinaus ragt die hohe Gestalt
der Germania, die das Niederwalddenkmal krönt. Mtt der Krone
in der Rechten und dem Schwerte in der Linken steht sie da, den Blick
kühn nach Frankreich gerichtet, als wollte sie Hinüberrufen: „Du Rhein
bleibst deutsch wie meine Brust." Gerade gegenüber trifft das entzückte
Auge auf Bingen, das seinen Rücken ebenfalls an grünes Rebgelände
lehnt. Dort mündet auch die Nahe ein. Jetzt wttd der Lauf des Flufles
unruhiger, sein Rauschen lauter; denn wir nähern uns dem Binger Loch,
wo ehemals ein Felsenriff den Sttom quer durchsetzte. Zwar sind die
gefährlichsten Felsköpfe weggesprengt, aber das Fahrwasser ist noch heute
unruhiger als an andern Stellen. Auf der einzigen erhaltenen Klippe
steht der berüchttgte Mäuseturm, der aber wohl nur durch Versehen
in so bösen Ruf gekommen ist; denn er ist wahrscheinlich der frühere
Mautturm, wo die Rheinschiffe den Zoll oder die Maut abführten.
Links und rechts tteten die Felsen an den Sttom, der in enger Tal-
furche dahinschießt; nur Platz für die Sttaße und die Bahn ist aus
beiden Setten übrig. Dort braust ein Zug au uns vorüber, der iw
„So weit wie eure Blicke reichen,
habt ihr von hier aus, Zoll um Zoll,
ein Bild vor Augen ohnegleichen,
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Ortsnamen: Rheine Main Bonn Mainz Mainz Gutenbergs Rhein Johannisberg Rhein Rheingaus Niederwalddenkmal Schwerte Frankreich Sttom
184. Das Neckartal von Heilbronn bis Mannheim. 317
Erinnerung an König Rudolf der Königsstuhl heisst, und errichtete ein
neues auf dem Jettenbühl. Bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts hat
fast jeder der hier residierenden Pfalzgrafen seinem Kunstsinn in dem
Bau irgend eines Teiles des Schlosses ein Denkmal gesetzt. Noch
steht der Ruppertsbau, an den Pfalzgrafen erinnernd, der einst die
deutsche Königskrone trug. In Trümmern zwar, doch in wunderbar
schönen, hegt Friedrichs des Siegreichen Turm, in welchem dieser
Fürst den Grafen von Württemberg, den Markgrafen von Baden und
den Bischof von Metz in harter Haft hielt. Den schönsten Zuwachs
erhielt das Schloss durch den Pfalzgrafen Otto Heinrich 1556 im
prächtigen Otto-Heinrichsbau und nicht minder mächtig wirkt der
um 1600 errichtete Friedrichsbau.
Das herrliche Schloss hat nur wenige Jahre in seiner ganzen
Schönheit geprangt. Schon der Dreissigjährige Krieg rüttelte daran;
am meisten aber hatte es zu leiden, als zur Zeit Ludwigs Xiv. die
Franzosen die Pfalz verwüsteten. Heidelberg sank in Asche und auch
der Prachtbau des Schlosses wurde zerstört. Nachdem von den fran-
zösischen Soldaten die schönen, weiten Hallen geplündert waren,
schlugen bald aus den Fenstern die gierigen Flammen und vernichteten
mit gefräfsiger Zunge, was kunsthebende Hände seit Jahrhunderten
geschaffen hatten. Die festgefügten Quadern wurden von den Franzosen
durch Pulver zerstört. Mit unsäglicher Mühe sprengten sie den Turm
am Eingänge des Schlosses; der obere Teil liegt umgestürzt im Schloss-
graben und ist in seinen Trümmern schöner und malerischer, als er
wohl je in den Tagen seines Glanzes gewesen sein mag.
Was nicht zerstört wurde, das vernichtete ein Blitzstrahl im Jahre
1764. Die Fürsten der Pfalz verlegten deshalb ihren Sitz nach Mann-
heim und seitdem blieben die Ruinen verlassen. Doch hat man seit
Anfang des 19. Jahrhunderts sich bemüht dieselben zu erhalten und
zu schützen. Jetzt liegt das Schloss mitten in einem prächtigen Parke;
der tiefe Graben, der es umgab, ist zu einem schönen Garten umge-
staltet. Durch die Bäume schimmern die Fassaden der Schlofsruinen,
an denen sich Efeuranken emporwinden.
Fast bescheiden liegt unten in der Talschlucht die berühmte
Universitätstadt Heidelberg. Die Lage am schiffbaren Neckar und
am Kreuzungspunkte der Bahnen von Frankfurt a. M. nach Basel sowie
von Mannheim nach Würzburg hat der Stadt auch in Bezug auf
Handel und Verkehr Bedeutung verschafft.
Von Heidelberg an erweitert sich das Nackartal und geht in die
weite Oberrheinische Tiefebene über. Am Einflüsse des Neckars in den
Rhein dehnt sich, Ludwigshafen gegenüber, die Stadt Mannheim aus
mit ihren regelmässigen, schnurgeraden Strassen. Die grofsartigen
Hafenanlagen von Mannheim—ludwigshafen, die jeden Vergleich mit
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf Rudolf Friedrichs Friedrichs Metz Otto Heinrich Heinrich Ludwigs
318
185. Elsaß.
unseren Seestädten aufnehmen können, haben im ganzen europäischen
Festlande kaum ihresgleichen. Mannheim ist ein wichtiger Industrieort
und der bedeutendste Handelsplatz am Oberrhein, wo sich ein Stück
Weltverkehr abspielt, wie man es sonst im Binnenlande nicht leicht
wieder findet. Da sind grosse Eisengiefsereien und Maschinen-
fabriken, Fabriken für Tabak und Zigarren, Hart- und Weichgummi-
waren, Hohlglas, Chemikalien und Farben, Leder, Stärke, Nähmaschinen,
Woll waren, Möbel u. s. w. Der Handel ist besonders wichtig für aus-
ländisches Getreide und für Landesprodukte, namentlich für Tabak,
Holz und Hopfen, sowie für Kolonialwaren, Petroleum, Harzprodukte,
Spiritus, Steinkohlen, Drogen, Chemikalien u. s. w. Bis Mannheim
gelangen die Kolonialwaren rheinaufwärts und werden von hier nach
Süddeutschland verfrachtet. — So entfaltet sich am ganzen Neckar
reges Leben, das durch das ganze badische und württembergische
Land pulsiert. Nach Zimmermami.
185. Elsafs.
1. Den Berg hinab fährt sacht der Wagen,
0, legt ihm nur den Hemmschuh an,
Dass ich mein Elsafs mit Behagen
Nach Herzenslust betrachten kann I
Willkomm, ihr heimatlichen Täler,
Beschirmt von hoher Berge Wall,
Und ihr, der Vorzeit graue Mäler,
Ihr Sagenreichen Schlösser all!
2. Willkomm, ihr grünen Rebenhügel,
Wo purpurrot die Traube schwillt,
Wo unter heiss er Lüfte Flügel
Des goldnen Weines Feuer quillt!
Sieh, wie vom Himmel reich gesegnet
Das weite Fruchtgefilde spriesst,
Wo kaum ein Fleck dem Aug’ begegnet,
Der nicht von Segen überfliesst!
3. Und sieh die trauten Dorf lein alle,
Von Obstbaumgärten rings umlacht,
Die Städtchen dort mit Turm und Walle,
Wo Bürgermut das Land bewacht!
Und sieh, wie dort im Abendglanze,
Wo silbern blinkt des Rheines Strom,
Aus Strassburgs altem Mauerkranze
Gen Himmel ragt der schlanke Dom!
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Extrahierte Personennamen: Elsafs I
Willkomm Willkomm
413
238. Der Handel in den ersten Zeilen des Mittelalters.
Artikel der Gewürzländer von der nordasiatischen Straße her am Kaspisee
oder am Schwarzen Meer in Empfang nehmen konnte. Das Schwarze
Meer bekam überhaupt neue Bedeutung für den Welthandel. Hier sammelte
sich der nach allen Seiten hin gehemmte Verkehr; hierher kamen die Waren
aus Asien und von hier aus führte den Dnjepr aufwärts eine für Russen
und Skandinavier gleich wichtige Straße über Kiew und Nowgorod an die
Ostsee. Noch heute beweisen zahlreiche Funde goldener und silberner arabischer
Münzen in Rußland, daß die Ausfuhr an Pelzwerk, Sklaven, Bernstein,
Honig und Wachs die Rückfracht der indischen Güter überwog.
Allmählich fetzten sich auch die Abendländer, besonders die Italiener,
wieder im östlichen Mittelmeer fest und das lang verödete Meer belebte sich
von neuem, besonders in den nördlichen Buchten und Winkeln. Außer der
erwähnten Handelsstraße vom Mittelmeer und Schwarzen Meer durch Ruß-
land führte eine solche von Massilia, dem heutigen Marseille, durch Frank-
reich und längs der Mosel und des Rheins ebenfalls nach der Ostsee. Hier
bildete sich wie im Mittelmeer eine ostwestliche, starkbefahrene Handelsstraße
ans, von der aus die Waren sogar nach England hin verfrachtet wurden.
Auf diese Weise war ein förmliches Straßenviereck entstanden, dessen gegen-
überliegende Seiten entweder See- oder Landwege waren. Auf diesen Handels-
linien wurde nun Deutschland in der Weise umgangen, daß es an den Vor-
teilen des Transits keinen Anteil hatte. Es blieb mithin zurück und verharrte
länger ans der Stufe der Naturalwirtschaft als Italien oder selbst Frankreich,
welche Länder infolge ihrer günstigen Handelslage rascher zur Geldwirtschaft
übergehen konnten.
2. In Deutschland und im Westen Europas überhaupt trat eine Zunahme
des Handels ein, als Karl der Große sein gewaltiges Reich aufrichtete,
die Macht der im heutigen Ungarn hausenden Avaren brach und auf die
Entwicklung von Handel und Gewerbe Bedacht nahm. Seitdem erhob sich
Regensburg zu einem Handelsplatz ersten Ranges, umso mehr als es der
Sitz der deutschen Könige wurde. Jetzt fing die Donaustraße an einiger-
maßen belebt zu werden und es entwickelte sich der Handel mit den Slaven.
Dann aber verfiel wieder alles, als die wilden Ungarn von Osten her in
die Donauländer einbrachen und die Donaustraße fast 200 Jahre lang
absperrten. Nun mußte sich der Handelsverkehr Deutschlands mit Konstan-
tinopel nach Norden über Kiew wenden und erst mit der Niederwerfung der
Ungarn trat die Donaustraße wieder in ihre Rechte. In Regensburg
sammelten sich um das Jahr 1100 die Kaufleute aus Deutschland und
den Niederlanden, um unter dem Schutze des Regensburger Hansgrafen,
eines mit der Wahrung der Handelsinteressen beauftragten Beamten, donau-
abwärts nach Enns zu fahren. Hier wurde zu Ostern und Pfingsten all-
jährlich ein großer Jahrmarkt abgehalten, zu dem die Kaufleute aus den
verschiedensten Gegenden, aus Bayern und Österreich, von Schwaben und
Franken, aus Ungarn, Böhmen, Polen und Rußland, ja aus Burgund und
Lothringen, von Cöln, Aachen, Mastricht und den untersten Gegenden des
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Extrahierte Personennamen: Karl
Extrahierte Ortsnamen: Kaspisee Asien Kiew Ostsee Bernstein Massilia Marseille Frank- Rheins England Deutschland Italien Frankreich Deutschland Westen_Europas Ungarn Donaustraße Deutschlands Kiew Ungarn Donaustraße Regensburg Deutschland Niederlanden Bayern Schwaben Ungarn Polen Burgund Lothringen Aachen