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1. Teil 1 - S. 1

1899 - Essen : Bädeker
A. Aus dem religiös-sittlichen Leben. Gott grüße dich! kein anderer Gruß Gleicht dem an Innigkeit. Gott grüße dich! kein anderer Gruß Paßt so zu aller Zeit. Gott grüße dich! wenn dieser Gruß So recht vom Herzen geht, Gilt bei dem lieben Gott der Gruß So viel wie ein Gebet. I. Sturm. a. Eltern-, Kindes- und Geschwisterliebe. 1. Die gute Mutier. Im Jahre 1796, als das französische Heer nach dem Rückzüge aus Deutschland jenseits am Rheine lag, sehnte sich eine Mutter in der Schweiz nach ihrem Sohne, der bei dem Heere war, und von dem sie lange nichts erfahren hatte. „Er muß bei der Rheinarmee sein," sagte sie, „und der liebe Gott, der ihn mir gegeben hat, wird mich zu ihm führen," und als sie auf dem Postwagen zunl St. Johannisthor aus Basel heraus in den Sundgau gekommen war, treuherzig und redselig, wie alle Gemüter sind, die Teilnahme und Hoffnung bedürfen, erzählte sie ihren Reisegefährten bald, was sie auf den Weg getrieben hatte. „Find' ich ihn in Kolmar nicht, so geh' ich nach Straßburg; find' ich ihn in Straßburg nicht, so geh' ich nach Mainz." Die anderen sagten das und jenes dazu, und einer fragte sie: „Was ist denn Euer Sohn bei der Armee? Major?" Da wurde sie fast verschämt in ihrem Inwendigen. Denn sie dachte, er könnte wohl Major sein oder so etwas, weil er immer brav war; aber sie wußte es nicht. „Wenn ich ihn nur finde," sagte sie, „so darf er auch etwas weniger sein; denn er ist mein Sohn." Zwei Stunden von Kolmar aber, als schon die Sonne sich zu den Elsässer Bergen neigte, die Hirten heimtrieben und die Kamine in den Dörfern rauchten, sahen sie, wie die Soldaten in dem Lager nicht weit von der Straße haufenweise mit dem Gewehr beim Fuß standen, die Generale und Obersten aber vor dem Lager niiteinander sich unterredeten und eine dabei stehende junge Frau von feiner Bildung auf ihren Armen ein Kind wiegte. Die Frau im Postwagen sagte: „Das ist auch keine gemeine Person, da sie nahe bei den Herren steht. Was gilt's, der, welcher mit ihr redet, ist ihr Mann." Der geneigte Leser fängt bereits an, etwas zu merken; aber die Frau im Postwagen merkte noch nichts. Ihr Mutterherz hatte noch keine Ahnung, so nahe sie an ihm vorbeigefahren war; sondern bis nach Kolmar hinein war sie still und redete nimmer. In der Stadt im Wirtshaus, wo schon eine Gesellschaft an der Mahlzeit saß und die Reisegefährten sich auch noch hinsetzten, da war ihr Herz erst recht zwischen Bangigkeit und Hoffnung eingeengt, da sie ja jetzt erfahren Schürmann u. Windmvller, Lebr-u. Leseb. f. Fortbildungs-u. Gewerbesch. I. B. 1

2. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 222

1891 - München : Oldenbourg
222 5. Der Rhein. durch eine einzige Stromschnelle weit ab von der Mündung unterbrochen. Seine große Bedeutung erhellt auch aus den vielen Ansiedelungen an seinen Ufern. Er ist der städtereichste Fluß der Welt. Ja, das Be- dürfnis nach einer Ansiedelung im Rheingebiet ist so groß gewesen, daß eine zweite ebenso große Städtekette in seiner Nähe sich gebildet hat, wie Straßburg, Freiburg re., und das sind Städte von gutem Klange. ± Mit dem greifbaren Nutzen, den der Rhein bringt als eine treffliche Vcrkehrsstraße für ganz Westdeutschland, streitet die Schönheit des Stromes und seiner Umgebung um den Preis. Die klare, grüne Flut, vielfach bedeckt von Kähnen und Schiffen, umkränzt von Rebenhügeln, schön bewaldeten Berghöhen mit Schlössern und Burgen, umgeben von vielen freundlichen Dörfern und reichen Städten mit hochragenden Zinnen und Domen, dazu die Fülle von Sagen und geschichtlichen Begeben- heiten, die sich an diese Orte knüpfen, üben sozusagen einen Zauber aus auf alle, die für die Reize der Natur und die Kunde der Vorzeit empfänglich sind. Da ist fast keine Stelle, an der nicht die Sage weilte. Von großen Königen und tapferen Helden, von holden Jungfrauen und schrecklichen Drachen, von guten und bösen Geistern weiß dir ihr Mund zu melden und Berg und Thal, Burgen und Kirchen, Städte und Dörfer in ihre Dichtung zu verweben. In Worms glänzte der kühne Siegfried mit den Nibelungen am Hofe der Burgunden in allen ritterlichen Thaten, bis er meuchlings erschlagen ward. Wer kennt nicht die Sagen vom Mäuseturm bei Bingen und von der Lorelei mit dem goldenen Haar? Auch Karls des Großen Heldengestalt trat an vielen Orten des Rhein- landes auf; in Ingelheim hatte er seinen Palast; in Rüdesheim, in Frankfurt, Köln, Aachen weilte er gern. In alter und neuer Zeit hat sich am Rheine Großes begeben. Er fah den römischen Cäsar, den Schwedenkönig, den französischen Kaiser und den Marschall Vorwärts mit Heereszügen über sich schreiten. Von den römischen Kolonien am Rheine breitete sich das Christentum und höhere Bildung über die Nachbarlande aus, und die Geschicke von Deutschland wurden oftmals an seinen Ufern entschieden. Von drei Stufen senkt sich der Rhein in seinem Laufe zum Meere herab. Der Hochrhein beginnt fast im Herzen der Schweiz. Gegen 300 Gletscher senden ihm aus den Felsgalerien des Eises und Schnees ihre vollen, tobenden Gewässer zu. Raschen Laufes stürzen diese über graue Felsblöcke und schwarze Schlünde und läutern sich in etwa 15 kleinen Seen, die noch in dem oberen Stockwerk der Alpen liegen, wo nur der Schrei des Adlers und der Donner der Lawinen die

3. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 227

1891 - München : Oldenbourg
8. Eine Arbeilerstadt im Elsaß. 227 8tadt jenes Gepräge ausgedrückt, das 8ì6 heute noch kennzeichnet und ihren Namen diesseits und jenseits der Vogesen nicht nur, sondern auf beiden Seiten des Ozeans zu einem geläufigen gemacht hat. Gleich einem Mastenwalde umgeben riesige Dampf- schlöte den am Flusse sich hinziehenden Häuserkern und ver- künden mit den vielfensterigen, vier und fünf Stockwerke hohen, einförmigen Vorderseiten der Gebäude dem Ankömmling, dass er sich einem Mittelpunkte moderner Betriebsamkeit nähert. Dass solch eine ausserordentliche gewerbliche Thätigkeit nicht ohne mancherlei soziale Übelstände blieb, die mit dem Fabrikwesen im allgemeinen verbunden zu sein pflegen, lässt sich leicht ermessen. Zu Tausenden strömten fort und fort aus Deutschland, aus der Schweiz und mehr noch aus Frankreich die Arbeiter nach Mülhausen, und es trat neben anderen Gefahren zunächst empfindliche Not an Wohnungen auf. In engen, dumpfen, ungesunden Gelassen musste sich meist mehr als eine Arbeiterfamilie, Männer, Frauen und Kinder, zusammenpferchen und überdies für die unzulänglichen Quartiere von Jahr zu Jahr gesteigerte, ganz unverhältnismässig hohe Mietpreise bezahlen. Da kam endlich Hilfe von seiten einer bereits vor einem halben Jahrhundert in Mülhausen gegründeten gemeinnützigen Gesell- schaft, die sich nicht allein durch Hebung der gewerblichen Thätigkeit der Stadt, sondern auch durch ihre mannigfachen Bemühungen zur Verbesserung der Arbeiterverhältnisse schon viele Verdienste erworben hatte. Die „Gesellschaft für In- dustrie“ unternahm es, mit einem ihr unverhofft gewährten staatlichen Beitrage von 300000 Frs. eine Anzahl zweckmässiger Arbeiterwohnungen zu erbauen, die binnen kurzer Zeit zu einer völligen „Arbeiterstadt“ von mehr als tausend Häusern anwuchsen, jene grösste Sehenswürdigkeit Mülhausens, welche als ein in der That in ihren Anlagen wie in ihren Folgen be- wundernswertes Unternehmen das allgemeinste Interesse heraus- fordert. Jeder Arbeiterfamilie sollte wo möglich der Genuss einer eigenen, getrennt liegenden Wohnung nebst dazu gehörigem Hofe oder Gärtchen gewährt werden — das war der schöne, menschenfreundliche Plan, von welchem die im Juni 1853 zu- sammengetretenen Aktionäre des Unternehmens ausgingen , und den sie mit einem Anlagekapitale von einer Million Franken .auch zur glücklichsten Ausführung brachten, wesentlich unter 15*

4. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 380

1906 - Wittenberg : Herrosé
380 Xiii. Vaterland und Volkstum. 240 (257). Bedeutung der deutschen Flüsse und Kanäle für die Schiffahrt. 1. Die Flüsse. Die deutschen Flüsse sind sehr ebenmäßig über das Land verteilt. Die fünf parallelen Ströme Rhein, Weser, Elbe, Oder und Weichsel halten sich in großer Gleichmäßigkeit etwa 170 km voneinander entfernt, so daß keine Gegend benachteiligt wird. Am günstigsten ist freilich Norddeutschland bedacht, denn rrach der Tiefebene drängt naturgemäß alles vom höheren Süden kommende Wasser. Hier haben die Ströme deshalb ihren wasserreichen Unterlans, und hier auch entfaltet sich ein ausgedehntes Netz von Nebenflüssen, die infolge ihres ruhigen Laufes fast alle der Schiffahrt dienstbar werden. Süddeutschland hat außer der Längsader des Rheins zwei Querflüsse, die parallel zwar, aber in entgegengesetzter Richtung das Land durch- ziehen, Main und Dolmu. Eine außerordentlich günstige Wasserstraße bildet der Rhein. Von größter Wichtigkeit ist er besonders für Süddeutschland, da er der einzige Fluß ist, der diesem Teil Deutschlands den Zugang zur Nordsee erschließt. Vor den übrigen Strömen Deutschlands hat er besonders noch zwei Vorzüge: er hat als Alpenfluß einen mehr gleich- mäßigen Wasserstand, und er wird infolge der milderen Winter des Westens kürzere Zeit vom Eise gefesselt. Ungünstig dagegen ist es, daß er seine Mündung in einem fremden Lande hat, doch wird dieser Umstand dadurch etwas gemildert, daß das kleine Holland von Deutsch- land wirtschaftlich sehr abhängig ist. — Ursprünglich bot der Rhein der Schiffahrt manches Hindernis. In der oberrheinischen Tiefebene, bis wohin er viel Geröll nnb Sand mitführt, teilt er sich in eine große Zahl seichter Arme, von denen keiner sich zur Schiffahrt eignete; man mußte deshalb ganze Strecken kanalisieren. Bei Bingen, beim Loreleifelsen und an anderen Stellen brausten mächtige Strudel, er- zeugt durch Felsenriffe. Erst nachdem diese durch Sprengungen be- seitigt wurden, ist auch die Strecke von Bingen bis zur Tiefebene eine gesicherte Fahrstraße. Größere Schiffe können bis Mainz, kleinere bis Straßbnrg gelangen, während die Kahnfahrt sich bis an den Rheinfall erstreckt. Die deutsche Rheinstrecke wird von reichlich 3000 Schiffen, darunter 300 Dampfern, mit einer Tragfähigkeit von etwa 600000 Tonnen, befahren. Bei weiten: übertroffen wird sein Verkehr durch denjenigen der Elbe, auf der alljährlich über 10000 Schiffe, davon 500 Dampfer, mit einer Tragfähigkeit von 1 Million Tonnen verkehren. Sie hat eben den Vorzug, daß sie die Mitte Deutschlands durchquert, daß ihre Mündung in Deutschland liegt, und daß die Reichshauptstadt in ihren Bereich fällt. Auch ist sie der Fluß, den Österreich als Wasserweg zum Özean benutzt. — Große Fluß- schiffe gelangen bis Magdeburg, kleinere bis weit ins Böhmische hinein. Die Weser bleibt hinter diesen beiden Hauptadern weit zurück; ihr Verkehr betrügt nur 1/2q des Elbverkehrs. Begründet ist das zu- nächst in der kürzeren Laufstrecke, außerdem aber auch darin, daß die

5. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 217

1906 - München : Oldenbourg
144. Der Rhein. 217 Stromes und seiner Umgebung um den Preis. Die klare, grüne Flut, vielfach bedeckt von Kähnen und Schiffen, umkränzt von Nebenhügeln, schön bewaldeten Berghöhen mit Schlössern und Burgen, umgeben von vielen freundlichen Dörfern und reichen Städten mit hochragenden Zinnen und Domen, dazu die Fülle von Sagen und geschichtlichen Begeben- heiten, die sich an diese Orte knüpfen, üben sozusagen einen Zauber aus auf alle, die für die Reize der Natur und die Kunde der Vorzeit empfänglich sind. Da ist fast keine Stelle, an der nicht die Sage weilte. Von großen Königen und tapferen Helden, von holden Jungfrauen und schrecklichen Drachen, von guten und bösen Geistern weiß dir ihr Mund zu melden und Berg und Tal, Burgen und Kirchen, Städte und Dörfer in ihre Dichtung zu verweben. In Worms glänzte der kühne Siegfried mit den Nibelungen am Hofe der Bnrgunden in allen ritterlichen Taten, bis er meuchlings erschlagen ward. Wer kennt nicht die Sagen vom Mäuseturm bei Bingen und von der Lorelei mit dem goldenen Haar? Auch Karls des Großen Heldengestalt trat an vielen Orten des Rhein- landes auf; in Ingelheim hatte er seinen Palast; in Rü des he im, in Frankfurt, Köln, Aachen weilte er gern. In alter und neuer Zeit hat sich am Rheine Großes begeben. Er sah den römischen Cäsar, den Schwedenkönig, den französischen Kaiser und den Marschall Vorwärts mit Heereszügen über sich schreiten. Von den römischen Kolonien am Rheine breitete sich das Christentum und höhere Bildung über die Nach- barlande aus und die Geschicke von Deutschland wurden oftmals an seinen Ufern entschieden. Von drei Stufen senkt sich der Rhein in seinem Laufe zum Meere herab. Der Hochrhein beginnt fast im Herzen der Schweiz. Gegen 300 Gletscher senden ihm aus den Felsgalerien des Eises und Schnees ihre vollen, tobenden Gewässer zu. Raschen Laufes stürzen diese über graue Felsblöcke und schwarze Schlünde und läutern sich in etwa 15 kleinen Seen, die noch in dem oberen Stockwerk der Alpen liegen, wo nur der Schrei des Adlers und der Donner der Lawinen die schaurige Stille unterbricht. Später in einem Bette vereint, eilen sie den tieferen Tälern der Alpen zu. Immer reicher wied der Schmuck der Gegend, immer belebter Ufer und Wasser. Statt bei' Eiskronen, der Gletscherme-ere und Schneehörner erscheint der bunte Teppich der Matten. Zahlreiche Ortschaften liegen an beiden Armen; bei Reichenau vereinen sich diese. Eine der merkwürdigsten Stellen am Hinterrchein ist die Via maln, durch welche südwärts der Weg zu den Alpenstraßen des Splügen und

6. Lesebuch für weibliche Fortbildungs- und Feiertagsschulen - S. 112

1906 - München : Oldenbourg
112 68. Die gute Mutter. war und von dem sie lange nichts erfahren hatte, und ihr Herz hatte keine Ruhe mehr. »Er muß bei der Rheinarmee sein,« sagte sie, »und der liebe Gott, der ihn mir gegeben hat, wird mich zu ihm führen.« — Und als sie auf dem Postwagen zum St. Johannistor in Basel heraus und an den Rebhäusern vorbei ins Sundgau gekommen war, treuherzig und redselig, wie alle Gemüter sind, die Teilnahme und Hoffnung bedürfen, und die Schweizer ohnedem, erzählte sie ihren Reisegefährten bald, was sie auf den Weg getrieben hatte. »Find’ ich ihn in Colmar nicht, so geh’ ich nach Straßburg; find’ ich ihn in Straßburg nicht, so geh’ ich nach Mainz.« — Die anderen fragten dies und jenes und einer fragte sie: »Was ist denn Euer Sohn bei der Armee? Major?« — Da wurde sie fast verschämt in ihrem Innern; denn sie dachte, er könne wohl Major sein oder so etwas, weil er immer brav war; aber sie wußte es nicht. »Wenn ich ihn nur finde,« sagte sie, »so darf er auch etwas weniger sein; denn er ist mein Sohn.« — Zwei Stunden jenseits Colmar aber, als schon die Sonne sich zu den Elsässer Bergen neigte, die Hirten ihr Vieh heimtrieben, die Kamine rauchten in den Dörfern, die Soldaten in dem Lager nicht weit von der Straße standen, haufenweise mit dem Gewehre bei Fuß, und die Generale und Obersten vor dem Lager beisammen- standen und miteinander sprachen, stand auch eine junge weiß gekleidete Frau von feiner Bildung dabei und wiegte auf ihren Armen ein Kind. Die Frau im Postwagen sagte: »Das ist auch keine gemeine Frau, die so nahe bei den Herren steht. Was gilt’s? der, welcher mit ihr spricht, ist ihr Mann!« — Der ge- neigte Leser fängt allbereits an etwas zu merken; aber die Frau im Postwagen merkte noch nichts. Ihr Mutterherz hatte noch keine Ahnung, so nahe sie auch am Rechten vorbeigefahren war, sondern bis nach Colmar hinein war sie still und sprach nichts. In der Stadt im Wirtshause, wo schon eine Gesellschaft an der Mahlzeit saß und die Reisegefährten sich auch setzten, wo noch Platz war, da war ihr Herz erst recht zwischen Bangigkeit und Hoffnung eingeengt, daß sie jetzt etwas von ihrem' Sohne er- fahren könnte, ob ihn niemand kenne und ob er noch lebe und ob er etwas sei, und hatte doch den Mut fast nicht zu fragen. Denn es gehört Herz dazu eine Frage zu tun, wo man das Ja so gerne hören möchte und das Nein doch möglich ist. Auch meinte sie, jedermann merke es, daß es ihr Sohn sei, nach dem sie frage, und daß sie hoffe, er sei etwas geworden. Endlich

7. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 28

1906 - Leipzig : Hahn
28 f 21. Eine Jährt auf dem Rheine von Main; bis nach Bonn. Es ist ein schöner Sommermorgen. Sonntagsstimmung liegt über der Stadt Mainz, wo wir den Dampfer besteigen. Das dritte Glocken- fignal ertönt. Der Kapitän ruft durchs Sprachrohr in den Maschinen- ranm hinab. Die Dampfpfeife antwortet zum Zeichen, daß der Ruf verstanden worden ist. Und schon setzen sich die Schaufelräder in Be- wegung. Langsam treiben wir vom Lande. Leb' wohl, goldenes Mainz, du Stadt Gutenbergs, mtt dem stattlichen Dome! Wie ein Doppelposten stehst du nebst deinem Kastell auf der Wacht am Rhein. Wir lehnen uns an die Brustwehr des Schiffes und fteuen uns des köstlichen Anblicks. bis wieder ihr des Himmels Blau, das Grün der Reben und der Buchen, des Wassers Glanz, der Felsen Grau noch einmal so beisammen findet, wie's hier in farbenreicher Pracht zum vollen Einklang sich verbindet und lockend euch entgegenlacht." Doch jetzt die Augen rechts! Dort oben auf luftiger Bergeshöh« grüßt Schloß Johannisberg hernieder. Vom Strome bis zum Schloß hinauf stehen auf den Terrassen die edelsten Rebstöcke. Hier bietet Vater Rhein das kostbarste Rheingold im Pokale, den Johannisberger. Auch die Pfirsiche, die edle Kastanie reifen unter dem milden Himmel des Rheingaus, und der Walnußbaum liefert köstliche Ernten. Bald folgt Rüdesheim auf derselben Sette. Berglehne an Berg- lehne ist mtt Weinlaub bedeckt. Darüber hinaus ragt die hohe Gestalt der Germania, die das Niederwalddenkmal krönt. Mtt der Krone in der Rechten und dem Schwerte in der Linken steht sie da, den Blick kühn nach Frankreich gerichtet, als wollte sie Hinüberrufen: „Du Rhein bleibst deutsch wie meine Brust." Gerade gegenüber trifft das entzückte Auge auf Bingen, das seinen Rücken ebenfalls an grünes Rebgelände lehnt. Dort mündet auch die Nahe ein. Jetzt wttd der Lauf des Flufles unruhiger, sein Rauschen lauter; denn wir nähern uns dem Binger Loch, wo ehemals ein Felsenriff den Sttom quer durchsetzte. Zwar sind die gefährlichsten Felsköpfe weggesprengt, aber das Fahrwasser ist noch heute unruhiger als an andern Stellen. Auf der einzigen erhaltenen Klippe steht der berüchttgte Mäuseturm, der aber wohl nur durch Versehen in so bösen Ruf gekommen ist; denn er ist wahrscheinlich der frühere Mautturm, wo die Rheinschiffe den Zoll oder die Maut abführten. Links und rechts tteten die Felsen an den Sttom, der in enger Tal- furche dahinschießt; nur Platz für die Sttaße und die Bahn ist aus beiden Setten übrig. Dort braust ein Zug au uns vorüber, der iw „So weit wie eure Blicke reichen, habt ihr von hier aus, Zoll um Zoll, ein Bild vor Augen ohnegleichen,

8. Deutsches Lesebuch für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 317

1905 - München [u.a.] : Oldenbourg
184. Das Neckartal von Heilbronn bis Mannheim. 317 Erinnerung an König Rudolf der Königsstuhl heisst, und errichtete ein neues auf dem Jettenbühl. Bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts hat fast jeder der hier residierenden Pfalzgrafen seinem Kunstsinn in dem Bau irgend eines Teiles des Schlosses ein Denkmal gesetzt. Noch steht der Ruppertsbau, an den Pfalzgrafen erinnernd, der einst die deutsche Königskrone trug. In Trümmern zwar, doch in wunderbar schönen, hegt Friedrichs des Siegreichen Turm, in welchem dieser Fürst den Grafen von Württemberg, den Markgrafen von Baden und den Bischof von Metz in harter Haft hielt. Den schönsten Zuwachs erhielt das Schloss durch den Pfalzgrafen Otto Heinrich 1556 im prächtigen Otto-Heinrichsbau und nicht minder mächtig wirkt der um 1600 errichtete Friedrichsbau. Das herrliche Schloss hat nur wenige Jahre in seiner ganzen Schönheit geprangt. Schon der Dreissigjährige Krieg rüttelte daran; am meisten aber hatte es zu leiden, als zur Zeit Ludwigs Xiv. die Franzosen die Pfalz verwüsteten. Heidelberg sank in Asche und auch der Prachtbau des Schlosses wurde zerstört. Nachdem von den fran- zösischen Soldaten die schönen, weiten Hallen geplündert waren, schlugen bald aus den Fenstern die gierigen Flammen und vernichteten mit gefräfsiger Zunge, was kunsthebende Hände seit Jahrhunderten geschaffen hatten. Die festgefügten Quadern wurden von den Franzosen durch Pulver zerstört. Mit unsäglicher Mühe sprengten sie den Turm am Eingänge des Schlosses; der obere Teil liegt umgestürzt im Schloss- graben und ist in seinen Trümmern schöner und malerischer, als er wohl je in den Tagen seines Glanzes gewesen sein mag. Was nicht zerstört wurde, das vernichtete ein Blitzstrahl im Jahre 1764. Die Fürsten der Pfalz verlegten deshalb ihren Sitz nach Mann- heim und seitdem blieben die Ruinen verlassen. Doch hat man seit Anfang des 19. Jahrhunderts sich bemüht dieselben zu erhalten und zu schützen. Jetzt liegt das Schloss mitten in einem prächtigen Parke; der tiefe Graben, der es umgab, ist zu einem schönen Garten umge- staltet. Durch die Bäume schimmern die Fassaden der Schlofsruinen, an denen sich Efeuranken emporwinden. Fast bescheiden liegt unten in der Talschlucht die berühmte Universitätstadt Heidelberg. Die Lage am schiffbaren Neckar und am Kreuzungspunkte der Bahnen von Frankfurt a. M. nach Basel sowie von Mannheim nach Würzburg hat der Stadt auch in Bezug auf Handel und Verkehr Bedeutung verschafft. Von Heidelberg an erweitert sich das Nackartal und geht in die weite Oberrheinische Tiefebene über. Am Einflüsse des Neckars in den Rhein dehnt sich, Ludwigshafen gegenüber, die Stadt Mannheim aus mit ihren regelmässigen, schnurgeraden Strassen. Die grofsartigen Hafenanlagen von Mannheim—ludwigshafen, die jeden Vergleich mit

9. Deutsches Lesebuch für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 318

1905 - München [u.a.] : Oldenbourg
318 185. Elsaß. unseren Seestädten aufnehmen können, haben im ganzen europäischen Festlande kaum ihresgleichen. Mannheim ist ein wichtiger Industrieort und der bedeutendste Handelsplatz am Oberrhein, wo sich ein Stück Weltverkehr abspielt, wie man es sonst im Binnenlande nicht leicht wieder findet. Da sind grosse Eisengiefsereien und Maschinen- fabriken, Fabriken für Tabak und Zigarren, Hart- und Weichgummi- waren, Hohlglas, Chemikalien und Farben, Leder, Stärke, Nähmaschinen, Woll waren, Möbel u. s. w. Der Handel ist besonders wichtig für aus- ländisches Getreide und für Landesprodukte, namentlich für Tabak, Holz und Hopfen, sowie für Kolonialwaren, Petroleum, Harzprodukte, Spiritus, Steinkohlen, Drogen, Chemikalien u. s. w. Bis Mannheim gelangen die Kolonialwaren rheinaufwärts und werden von hier nach Süddeutschland verfrachtet. — So entfaltet sich am ganzen Neckar reges Leben, das durch das ganze badische und württembergische Land pulsiert. Nach Zimmermami. 185. Elsafs. 1. Den Berg hinab fährt sacht der Wagen, 0, legt ihm nur den Hemmschuh an, Dass ich mein Elsafs mit Behagen Nach Herzenslust betrachten kann I Willkomm, ihr heimatlichen Täler, Beschirmt von hoher Berge Wall, Und ihr, der Vorzeit graue Mäler, Ihr Sagenreichen Schlösser all! 2. Willkomm, ihr grünen Rebenhügel, Wo purpurrot die Traube schwillt, Wo unter heiss er Lüfte Flügel Des goldnen Weines Feuer quillt! Sieh, wie vom Himmel reich gesegnet Das weite Fruchtgefilde spriesst, Wo kaum ein Fleck dem Aug’ begegnet, Der nicht von Segen überfliesst! 3. Und sieh die trauten Dorf lein alle, Von Obstbaumgärten rings umlacht, Die Städtchen dort mit Turm und Walle, Wo Bürgermut das Land bewacht! Und sieh, wie dort im Abendglanze, Wo silbern blinkt des Rheines Strom, Aus Strassburgs altem Mauerkranze Gen Himmel ragt der schlanke Dom!

10. Deutsches Lesebuch für kaufmännische Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten - S. 413

1905 - München [u.a.] : Oldenbourg
413 238. Der Handel in den ersten Zeilen des Mittelalters. Artikel der Gewürzländer von der nordasiatischen Straße her am Kaspisee oder am Schwarzen Meer in Empfang nehmen konnte. Das Schwarze Meer bekam überhaupt neue Bedeutung für den Welthandel. Hier sammelte sich der nach allen Seiten hin gehemmte Verkehr; hierher kamen die Waren aus Asien und von hier aus führte den Dnjepr aufwärts eine für Russen und Skandinavier gleich wichtige Straße über Kiew und Nowgorod an die Ostsee. Noch heute beweisen zahlreiche Funde goldener und silberner arabischer Münzen in Rußland, daß die Ausfuhr an Pelzwerk, Sklaven, Bernstein, Honig und Wachs die Rückfracht der indischen Güter überwog. Allmählich fetzten sich auch die Abendländer, besonders die Italiener, wieder im östlichen Mittelmeer fest und das lang verödete Meer belebte sich von neuem, besonders in den nördlichen Buchten und Winkeln. Außer der erwähnten Handelsstraße vom Mittelmeer und Schwarzen Meer durch Ruß- land führte eine solche von Massilia, dem heutigen Marseille, durch Frank- reich und längs der Mosel und des Rheins ebenfalls nach der Ostsee. Hier bildete sich wie im Mittelmeer eine ostwestliche, starkbefahrene Handelsstraße ans, von der aus die Waren sogar nach England hin verfrachtet wurden. Auf diese Weise war ein förmliches Straßenviereck entstanden, dessen gegen- überliegende Seiten entweder See- oder Landwege waren. Auf diesen Handels- linien wurde nun Deutschland in der Weise umgangen, daß es an den Vor- teilen des Transits keinen Anteil hatte. Es blieb mithin zurück und verharrte länger ans der Stufe der Naturalwirtschaft als Italien oder selbst Frankreich, welche Länder infolge ihrer günstigen Handelslage rascher zur Geldwirtschaft übergehen konnten. 2. In Deutschland und im Westen Europas überhaupt trat eine Zunahme des Handels ein, als Karl der Große sein gewaltiges Reich aufrichtete, die Macht der im heutigen Ungarn hausenden Avaren brach und auf die Entwicklung von Handel und Gewerbe Bedacht nahm. Seitdem erhob sich Regensburg zu einem Handelsplatz ersten Ranges, umso mehr als es der Sitz der deutschen Könige wurde. Jetzt fing die Donaustraße an einiger- maßen belebt zu werden und es entwickelte sich der Handel mit den Slaven. Dann aber verfiel wieder alles, als die wilden Ungarn von Osten her in die Donauländer einbrachen und die Donaustraße fast 200 Jahre lang absperrten. Nun mußte sich der Handelsverkehr Deutschlands mit Konstan- tinopel nach Norden über Kiew wenden und erst mit der Niederwerfung der Ungarn trat die Donaustraße wieder in ihre Rechte. In Regensburg sammelten sich um das Jahr 1100 die Kaufleute aus Deutschland und den Niederlanden, um unter dem Schutze des Regensburger Hansgrafen, eines mit der Wahrung der Handelsinteressen beauftragten Beamten, donau- abwärts nach Enns zu fahren. Hier wurde zu Ostern und Pfingsten all- jährlich ein großer Jahrmarkt abgehalten, zu dem die Kaufleute aus den verschiedensten Gegenden, aus Bayern und Österreich, von Schwaben und Franken, aus Ungarn, Böhmen, Polen und Rußland, ja aus Burgund und Lothringen, von Cöln, Aachen, Mastricht und den untersten Gegenden des
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